Fundierte Entscheidungen durch neue Perspektiven.

| 04. September 2022

Schweizer Fonds - Investieren in den Schweizer Markt

Wieso Accelleron interessant ist *** Wieso SoftwareONE Vertrauen zurückgewinnt *** Was ich von Swissmem-Präsident Martin Hirzel gelernt habe

Es freut mich sehr, dass Sie wieder auf meinen Blog zurück gefunden haben.

Mit Spannung habe ich letzte Woche am Capital Markets Day von Accelleron in Baden teilgenommen – mir waren Produkte, Geschäftsmodell, Management und natürlich die Financials gänzlich unbekannt.

Mein Kurzfazit: Accelleron ist eine Qualitätserweiterung des Schweizer Börsentableaus. Krisenresistent, Cash Flow-stark, hochmargig, mit guter Führung, hohen Eintrittsbarrieren und nicht zuletzt stark innovationsgetrieben – das Swiss Finish.

Aber der Reihe nach:

Nein, die Turbolader von Accelleron gehen nicht in einen Porsche, so sehr mich das gefreut hätte. Hauptanwendung findet man in Schiffen (Tanker, Container, Navy, aber auch Kreuzfahrt) und in der Energieindustrie. Da ABB wohl eher in Richtung Automation und Robotik unterwegs ist, hat man entschieden, 100% der Accelleron in einem ‘Dividend in kind’-Verfahren, einem Spin-Off, an die Börse zu bringen. ABB wird keine Anteile mehr halten.

Turbolader beschleunigen den Betrieb eines Motors – ob dieser Motor auf Diesel, Benzin oder auch CO2-neutraleren Brennstoffen basiert, ist eigentlich egal. Zudem hat Accelleron am CMD auch aufgezeigt, dass der Betrieb von Brennstoffzellen mit einem Turbolader effizienter und emissionsneutraler läuft – so viel technische Erklärung muss reichen.

In dieser Beziehung finde ich es übrigens zukunftsweisend, dass die Entlöhnung der Verantwortlichen an ESG-Ziele und deren Erreichung gekoppelt ist.

Die beiden Segmente ‘Medium/Low Speed’- und ‘High Speed’-Produkte tragen 73% bzw. 27% zum Umsatz bei – doch so ganz reicht diese Erklärung nicht, denn integriert über beide Bereiche zieht sich das wohl beste Geschäft von Accelleron – der Service von mehrheitlich eigenen, aber auch fremden Turboladern. Leider werden dazu keine finanziellen Details rapportiert. Doch man erkennt den hohen Einfluss auch anders: im 1. Halbjahr 2022 drückte eine höhere Anzahl an verkauften Turbos die Gruppen-Marge…

Accelleron zeigte sich auch sehr krisenresistent: bei einem Umsatz-Rückgang von 9% im Covid-Jahr 2020, wurde eine hohe Brutto-Marge von immer noch 42.8% und einer EBIT-Marge von 20.5% erreicht. Mittlerweile ist Accelleron wieder auf pre-Pandemie-Levels (47% bzw. 24.8 in 2021).

Viele Parameter stehen auf Grün: Die Werften sind bis 2026 ausgebucht, die ‚Energy transition‘ wird effizientere und emissionsärmere Motoren vorantreiben, was den Einsatz eines Turboladers voraussetzt, neue, auch ‚grüne‘ Brennstoffe wie Wasserstoff, Methanol oder Ammoniak setzen Innovation voraus – all diese Themen bespielt Accelleron aus einer Position der Stärke, sprich mit einem bereits hohen Marktanteil.

Daraus resultiert bereits heute eine hohe Marge und starke Cash Flow-Generierung, die bis zu 100% an die Aktionäre ausbezahlt werden soll. Die erste Dividende über CHF 75 Millionen gibt’s bereits nächstes Frühjahr; für das ganze FY2022 deshalb, weil die Aktionäre ja vorher bei ABB ‚investiert‘ waren.

Accelleron bietet zudem eine glasklare mittelfristige Guidance: Wachstum 2-4%, EBITA 23-26%, FCF conversion 90-100% (H1 22 sah man hier eine Delle, da Lagerbestände aufgebaut wurden), Net Debt/EBITA 0.5-1.5x (mit einem Link zur Dividenden-Höhe). Capex wird wohl 2023 sinken, da die Vorjahre Immobilien-Käufe beinhalteten.

Zwei kleine Kritikpunkte: gerne hätte ich am CMD mehr zu Auftragseingang und -buch, sowie zum ROCE erfahren. Dies wird aber sicher mit den ersten Resultaten nachgeliefert, aber nicht in die Guidance fliessen.

Ich bin überzeugt, dass die Accelleron Equity-Story nicht nur mich überzeugt hat, auch die grossen Dividenden-Funds werden die Badener Turbo‘s rasch ins Portfolio nehmen.

SoftwareOne gewinnt mein Interesse zurück

Im Nachgang der Resultate hatte ich die Möglichkeit, das SoftwareONE-Management (CEO Dieter Schlosser und CFO Rodolfo Savitzky) zu sehen. Nachdem der Markt zuletzt zweimal enttäuscht wurde, scheint mir heute viel Negatives im Kurs eingepreist zu sein. Denn wenn ich einen Schritt zurücktrete, das Wachstum des unterliegenden Marktes, die Marktposition von S1 und die mit 25% immer noch sehr gute Marge betrachte und den Sympathie-Verlust bei den Investoren gegenüberstelle, scheint mir das Kind mit dem Bad ausgeschüttet worden zu sein. Das Management wird alles tun, um den Markt nicht mehr zu enttäuschen und hat wohl auch mit der realistischeren Guidance eine Benchmark gesetzt, die halten wird. Kommunikation war ein Schwachpunkt, doch S1 scheint nun zu wissen, dass es für eine agressive Guidance keine Medaille gibt.

Nichtsdestotrotz: die enttäuschten Marktteilnehmer, die viel Geld mit der Aktie verloren haben, werden nicht heute oder morgen zurückkehren – nun braucht es einige Quartale die Bestätigung, dass man aus den Fehlern gelernt hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass SoftwareONE diesen Beweis liefern wird – in dubio pro reo.

Was ich von Swissmem-Präsident Martin Hirzel gerlernt habe

Vor rund zwei Wochen habe ich am Reporting Day der Stifel (Schweiz) AG im Kongresshaus Zürich teilgenommen – ein interessantes, neues Format, mit 2-3 Unternehmenspräsentationen und einem Redner aus der Industrie. Diesmal war Swissmem-Präsident Martin Hirzel zugegen und seine Äusserungen fanden mein Interesse. Auf die momentan grössten Sorgen der Unternehmen angesprochen, dachten wohl viele Zuhörer an den Schweizer Franken, die hohen Input-Kosten oder die Inflation. Weit gefehlt: Sorge #1 – Fachkräftemangel; Sorge #2 – Fachkräftemangel; Sorge #3 – Fachkräftemangel. Erst danach scheinen Lieferengpässe zu folgen. Der Schweizer Franken scheint keine Grosssorge der Firmen zu sein – problematisch sind schnelle Bewegungen der Währungen, mit langsameren Kursen beunruhigt man sie nicht. Auch die Inflation hat zwei Seiten: wohl steigt der Franken durch die SNB-Zinsanpassung und erschwert damit den Export, doch der hohe Wechselkurs bringt auch tiefere Inputkosten. Was mittelfristig mehr hilft oder schadet kann ich schwer abschätzen, Fakt scheint jedoch, dass man heute mit den USD und EUR-Kursen zu leben gelernt hat.

Etwas diffisiler scheint mir das Thema Fachkräftemangel zu sein. Zwar bilden wir hier in der Schweiz, auch mit öffentlichen Geldern, an den Unis, ETHs und höheren Fachschulen viele Studenten aus, die von den Unternehmen mit offenen Armen empfangen würden – doch vielen Abgängern, gerade aus Nicht-EU-Staaten, wollen wir keine Arbeitsbewilligung geben oder diese sind bereits ‚vergriffen‘ und wir jagen die Talente aus dem Land. Das Thema ist natürlich komplexer, als ich es hier darstelle, aber schon schade, nicht ?

Noch ein abschliessendes Wort zur aktuellen Marktsituation: kurzfristig wird die Volatilität wohl hoch bleiben, vielleicht sehen wir gar neue Lows. Die Schweizer Unternehmen scheinen nicht auf der Umsatzebene, sondern auf den Margen gelitten zu haben. Und da können und werden sie den Hebel ansetzen. Setzen Sie auf Qualität und schon in 6-12 Monaten werden Sie wieder eine bessere Performance erleben.

Bis demnächst,

Stephan

ZOOM-KÄFELI

Gerne können wir über die erwähnten Punkte in einem Zoom-Käfeli ins Detail gehen – ich freue mich, von Ihnen zu hören!

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